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Finde den Fehler

Fehler kommen in allen Texten vor. Das ist leider so, und man wird wahrscheinlich keine hundertprozentige Sicherheit erreichen können. Es ist dabei auch egal, ob es sich um Verlagsprodukte oder um Werke von Selfpublishern handelt – Fehler kommen in jeglichen Texten vor. Auch in Büchern, die man kauft.

Signifikant ist leider,  dass bei den SP-(= Selfpublishing)

Büchern die Fehlerquote fürchterlich zunimmt. Je trashiger das Buch, umso mehr Fehler. Bei manchen erkennt man schon von außen, was einen innen erwartet.

Damit sage ich nicht, dass unter den SP-Bücher keine Perlen gibt. Ich bin selbst SP-Autor. Aber ich bin auch mitunter Lektorin, häufig korrigiere ich auch.

Gestern musste ich berufsbedingt längere Zeit irgendwo warten (in meinem Beruf muss ich das ja öfters. Zur Untätigkeit verdammt, eiere ich dann bei Facebook oder Insta herum. Und ärgere mich nach spätestens fünfzehn Minuten, dass ich das tue, weil ich mich unweigerlich aufrege).

 

Da scrolle ich dann durch ein Autorenforum, das es schon im Namen mit den Satzzeichen nicht so genau nimmt, aber den Autoren gestattet, ihre eigenen Bücher zu bewerben. Mit Textschnipseln, Fotos vom Umschlag, Klappentexten, Teasern und Leseproben. Wenn mir etwas ins Auge fällt, klicke ich auf den Link zum Buch und lese, was da steht.

Nachdem ich mich durch die Beiträge der letzten Woche geklickt habe, bekomme ich Kopfschmerzen. Traurigkeit beschleicht mich.

Ich texte einen Post mit folgender Fragestellung: „…habe mich durch eine ganze Reihe Buchvorstellungen, Leseproben und Textschnipsel geklickt. Bei manchen hatte ich den Eindruck, dass das Lektorat / Korrektorat ...hm...nun ja...ein bisschen geschludert hat. Ich möchte mal fragen: Wenn einer Leserin Fehler (egal, was für welche) auffallen - möchtet ihr darauf hingewiesen werden, z.B. via PN? Natürlich höflich und hilfsbereit. Würdet ihr ggf. nachkorrigieren?“ Dazu poste ich eins meiner heißgeliebten Canva-styled-Bildchen, in diesem Fall das mit der 0,3 %-Fehlerquote.

Leute, hätte ich geahnt, was das für ein Aufreger wird: Ehrlich, ich hätte das mit dem Bild schön bleiben lassen.

 

Am Abend habe ich 135 Kommentare und 23 private Nachrichten kassiert. Ein paar der Nachrichtenschreiber sind böse mit mir und lassen mich wissen, dass ihnen meine Besserwisserei auf die Eier geht. Ein paar andere schicken mir Texte und bitten mich, „mal drüber zu gucken“. Ich verspreche, das zu tun (woher ich die Zeit dafür nehmen soll, erschließt sich mir zwar bis jetzt noch nicht, aber ich kann ja auch außer der Reihe Blogposts schreiben, da werde ich wohl noch mal eben zehn Normseiten durchkorrigieren können, herrje).

Ich antworte brav auf die Kommentare und Nachrichten. Mehrmals muss ich das Bild erklären: Wie komme ich zu so einer Behauptung? Indem ich im Rahmen eines Symposiums, bei dem es u.a. um die Frage ging, wie viele orthografische Fehler ein Buch haben darf, ohne dass der Autor die Lektoren oder Korrektoren verklagen kann, über die dieser Frage folgende Güteverhandlung referieren musste.  

 

Damit wir uns richtig verstehen, bemühen wir einmal Wikipedia: „Allgemein gelten Schreibfehler als Fehler, bei denen ein Wort, Satzzeichen oder eine Zahl entgegen der Rechtschreibregeln falsch geschrieben ist (…) Die beiden Hauptursachen für Rechtschreibfehler sind mangelnde Aufmerksamkeit (im Fall von maschinengeschriebenen Texten wird dies als Tippfehler bezeichnet) und Unkenntnis der korrekten Schreibweise, beispielsweise bei Legasthenie.“

Wenn ihr euch kein Lektorat leisten könnt (was ich unschwer nachvollziehen kann, denn Lektorate kosten Geld: ab 3 Euro aufwärts. Pro Normseite.) leistet euch bitte, bitte wenigstens einen Korrektor. Das kann gern jemand zum Bekanntenkreis sein, aber derjenige sollte dann wirklich über brillante Deutschkenntnisse verfügen. Eine Eins in Deutsch reicht nicht. Noch nicht mal eine Eins im Deutsch-Leistungskurs.

Fehler dürfen vorkommen. Auch Lektoren und Korrektoren sind Menschen. Lektorieren und Korrigieren ist harte Arbeit.

 

Kann schon sein, dass Fehler den Lesern egal sind, oder dass sie sie gar nicht bemerken. Für mich hat es mit Respekt zu tun, Respekt dem gebildeten Leser gegenüber, und Respekt mir gegenüber:  Ich möchte kein Buch lesen, das auf der ersten Seite schon drei Fehler hat. Und ich möchte kein Buch haben, in dem mehr als eine Handvoll Fehler übersehen wurde, wenn auf der Titelseite mein Name steht. Als Leser fühle ich mich ab einer bestimmten Fehlerquote veräppelt. Als Autor schäme ich mich: Ja, es ist mir peinlich, beim Fehlerveröffentlichen erwischt zu werden, da kann das so menschlich und „sympathisch unperfekt“ sein, wie es will.

Leider passiert es trotzdem. Seufz.

 

Ich werde damit leben müssen. Wir alle werden damit leben müssen. Mit der Un-Perfektion. Aber bemühen kann man sich doch, zur Hölle, oder? Bei jeder Überarbeitung findet man Fehler. Testleser finden Fehler. Betaleser finden Fehler. Lektoren und Korrektoren finden Fehler, und wenn ich mir die Mühe mache, mein Manuskript in einem anderen Format zu lesen, zu hören oder auszudrucken, finde ich todsicher nochmal welche, und minimiere den Grad der Peinlichkeit, zumindest, soweit es die Rechtschreibung anbelangt.

Wo niemals (wirklich niemals, niemals) Fehler drin sein dürfen: im Klappentext (auch nicht in dem kurzen Absatz, der bei Amazon als „Klappentext“ gilt). Im Pitch, im Exposé - und im Anschreiben an den Verlag, falls man dergleichen vorhat.

Ich will auf keinen Fall bezweifeln, dass auch die fantastischsten Bestseller Rechtschreibfehler enthalten können. Oder dass sogar Legastheniker supergeniale Geschichten schreiben können. Sie brauchen dann halt jemanden, der Ihnen die Fehler korrigiert, ohne das Ganze zu zerschießen. Auf der anderen Seite garantieren fehlerfreie Texte nicht für einen Bucherfolg.

 

Mein Aufreger zu diesem Thema drehte sich eigentlich um die Eigenwerbung, die die Autoren zu betreiben versuchen.  Da werden kurze Textauszüge auf Stockfotos gepatcht und als „Textschnipsel“ gepostet. Wenn in den zwei Halbsätzen der Fehlerteufel zugeschlagen hat, gibt der Autor sein kostbares Werk der Lächerlichkeit preis. Ebenso verhält es sich mit Leseproben, Ankündigungen, Fotos von Buchseiten. Wenn ihr sowas gern macht: super! Tolle Sache! Prima Werbung.

Sofern kein Fehler drin ist.

Webseiten sind ein ganz eigenes Thema. Heutzutage hat ein Autor mindestens eine „Autorenseite“ bei Facebook, bestenfalls aber auch eine eigene Homepage (möglichst bitte eine ohne Anbieternamenschwänzchen, aber das nur nebenbei).

 

Es hilft Ihnen nicht, wenn Ihr Buch fehlerfrei ist, aber auf der Webseite geschludert wird. Die Webseite und die Texte auf Ihrer Autorenseite bei Facebook sind Ihre Visitenkarte; das Fenster, durch das Ihre Leser in Ihr Leben und auf Ihre Arbeit blicken können. Was sollte mich veranlassen, ein Buch von jemandem zu kaufen, der nicht in der Lage ist, ein paar korrekte Sätze zur Begrüßung zu verfassen? "Debüt" schreibt man übrigens wirklich nicht mit "p".

Es gibt so viele Programme; die Rechtschreibfehler korrigieren. Sogar Amazon macht beim Hochladen Ihres Manuskriptes noch rasch eine automatische Rechtschreibprüfung. Man sollte meinen, das sind ausreichend Hürden, um den Fehlern den Garaus zu machen.

 

Bei den ganzen Fallstricken der deutschen Sprache, den Synonymen (oder ihrem Fehlen), den vielen Adjektiven (oder ihrem Mangel), den vielen Füllwörtern (obwohl, so viele gibt es ja gar nicht. Könnte man den Autoren eigentlich schon zumuten, die zu selektieren) Zeitformen und Erzählperspektiven kann man schon mal durcheinander geraten.

Dafür gibt es Lektoren.  

Beim Lektorat ist es ein allerdings ein bisschen schwieriger Flüchtigkeitsfehler werden auch im Lektorat gern mal übersehen - fehlender Konsonant, überzähliges Leerzeichen, sowas. Deswegen sind Lektorate auch so teuer: Weil man sich wirklich Wort für Wort und Satz für Satz durch eine fremde Geschichte schlagen muss.  Probieren Sie es mal! Es ist anstrengend.

 

Weil es sich um eine fremde Geschichte handelt (Ihre, nicht die des Lektors/Korrektors), sind Lektorate auch überhaupt erst möglich: Das Lektorenherz hängt üblicherweise nicht daran. Diese gesunde Distanz fehlt allen, die glauben, ihren Text selbst sinnvoll überprüfen zu können. Glauben Sie mir: Es geht nicht.

Allerdings sollte ein Lektor erkennen, was dem Autor wichtig ist. Es gibt Lektoren, denen Ihr persönlicher Stil egal ist.  Was „persönlicher Stil“ ist, und wie viel davon gut oder schlecht ist, kann man nach drei oder acht Lektoraten noch nicht gut beurteilen, das macht erst die Erfahrung. Als Autor sehen Sie zu, dass sie mit Ihrem Lektor zusammenpassen und auf einer Basis gegenseitigen Vertrauens miteinander arbeiten können.  Möglicherweise ist Ihr erstes Lektorat scheiße. Ist mir auch passiert! Ich hatte eine junge Lektorin, die zugleich korrigierte. Konsequent hielt sie bestimmte Dinge für richtig, die sich aber leider, leider als falsch erwiesen – und ich hielt das für ein Schnäppchen und habe auch noch brav alles korrigiert, ich Esel.  Aber auch so was lernt man. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Sie dafür Lehrgeld zahlen.

 

Bei großen Verlagen ist man vor fehlerhaften Bearbeitungen relativ sicher, aber würden Sie diesen Beitrag lesen, wenn Sie in einem Publikumsverlag unter Vertrag wären? Eben.

Publikumsverlage haben einen Ruf zu verlieren. Fehler sind möglich, aber in stark dezimierter Zahl.  Ein Kleinverlag ist vielleicht nicht in der Position, sich feste Lektoren leisten zu könne. Geschweige denn solche mit 100 Büchern Berufserfahrung. Glauben Sie daher bitte nicht, ein Verlagsvertrag garantiere Ihnen einen sorgfältig bearbeiteten Text.  

 

Je öfter Sie Ihren eigenen Text überarbeiten (selbst, mit einem guten Schreibprogramm, durch Nutzung eines anderen Mediums, mit Hilfe von Test- und Betalesern), umso mehr Fehler werden vor dem Lektorat ausgemerzt.

Natürlich führt diese Vorgehensweise unweigerlich dazu, dass Sie ihren eigenen Text nicht mehr sehen können. Auffallen würde Ihnen da schon lange nichts mehr. Wenn es soweit ist: weg damit in fremde Hände.  Nach ein paar Wochen sieht das Ganze schon wieder anders aus - Sie haben einen frischen Blick. Genauso ist es, wenn man eigene Texte in anderer Form liest:  von PDF auf Word; vom PC aufs Handy, vorgelesen oder ausgedruckt.

Wenn dann noch ein Korrektorat folgt, nach Möglichkeit sogar noch ein Lektorat UND dann noch die amazon-Rechtschreibprüfung – dann können Sie annähernd sicher sein, alles getan zu haben.

Wahrscheinlich gibt es dann trotzdem noch ein falsch gesetztes Komma, ein fehlendes „n“ oder ein paar überflüssige Leerstellen.  Die Biester verstecken sich manchmal, aber das ist dann echt nicht Ihre Schuld!

Obwohl: Wenn ich meinen Namen im Impressum eines Buches lese, in dem noch 25 Fehler auf 300 Seiten zu finden sind, dann möchte ich am liebsten in die Tischkante beißen.  Wenn ich mir dann das korrigierte Manuskript anschaue und feststelle, dass die Version, die der Autor von mir erhalten hat, eine andere war, erkenne ich: Der Autor hat die Korrekturen gar nicht alle übernommen!  Beim einem Lektorat ist das okay. Man muss nicht alle Vorschläge übernehmen, die einem offeriert werden. Bei einem Korrektorat ist das ein bisschen anders.

Sonst bräuchte auch niemand den Namen des armen Tropfs, der sich die Mühe einer Korrekturlesung gemacht hat, vorne rein zu schreiben. Im Gegenteil! Ich würde mir wünschen, ihr lasst es dann bleiben.

Lektoren und Korrektoren, genau wie Coverdesigner, möchten aus genau diesem Grund ein Belegexemplar von Ihrem Buch:  um zu schauen, was draus geworden ist. Oftmals erlebt man dann eine ziemlich unschöne Überraschung.

 

Übrigens: Wenn euch jemand bei Facebook oder sonstwo im Internet kostenlos hilft, ist es das Mindeste, auf der Homepage oder der Facebook-Autorenseite oder der Instagram-Seite des Hilfeleistenden ein „Like“ zu hinterlassen. Und/oder ihm die Freundschaft anzubieten (aber nicht nach drei Tagen wieder gehen!).  Ganz Nette hinterlassen auch einen Kommentar oder eine Rezension. Das wäre natürlich das Nonplusultra. Aber Rezensionen sind bekanntlich noch schwerer zu bekommen als Schnee im August.

 

Beim Lektorieren (beim Korrigieren weniger) ergibt sich das Problem, dass man in die Gedankenwelt eines Anderen einfühlen muss und in andere Geschichten eintaucht. Die Geschichten, die man selbst im Kopf hat, müssen dann warten. Nach einer Korrektur sind die Gedanken zu sortieren und frei zumachen von dem, was man da über Tage und Wochen so intensiv gelesen hat. Keine Sorge: Lektoren, die auch Autoren sind, übernehmen nicht in feindlicher Absicht eure Stories. Im Gegenteil: Man versucht, etwas völlig anderes zu machen. Bei mir ist (in einer fast experimentellen Form) ein zweiteiliger Roman dabei herausgekommen. Ich schreibe auch noch andere Bücher, grässlich trockenes Juristenzeug zum Beispiel, aber an „NbG“ hängt mein Herz.

Soeben hat Malte Bremer vom "literarturcafé" wieder die aktuellen Kindle-Storyteller-Awards zerpflückt. Ich bin sehr vor, dass er sich nicht über eins meiner Bücher hermacht wie eine bösartige Hyäne, aber ich muss sagen: Recht hat der Mann. 

Bestimmt sind in diesem Blogtext auch Fehler. Siehste, sowas kommt von sowas: Selbstlektorat. Funzt nicht.

 

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Lektoren sind dazu da, Ihre Story auf handwerkliche Schwächen zu überprüfen. Ziel ist eine stilistische, inhaltliche und sprachliche Verbesserung und somit eine bessere Verständlichkeit für den Leser. Manche Lektoren prüfen die Grammatik mit. 

Korrektoren achten nur auf die Rechtschreibung. Orthografische, grammatikalische und typografische sollen beseitigt werden.

In einem Text mit wenig Fehlern fällt ein falsch geschriebenes Wort auf. Gute Vorarbeit durch den Autor ist daher wichtig: es senkt nicht nur die Kosten, sondern erhöht auch die Genauigkeit des Dienstleisters.

 

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Ja, ich lektoriere. Gelegentlich. Fast kostenlos, da ich natürlich völlig unbekannt bin und mein Portfolio dünn ist. Bei Interesse mache ich euch gern ein Probelektorat. Oder Korrektorat.  Oder überprüfe eure Homepages.

 

Warnung: Eine Fehlersammlung (das-was-mir-so-ins-Auge-sticht-bei-FB-und-anderswo) stelle ich gerade zusammen! Wie es aussieht, bin ich selbst die beste Quelle: Bei meinem neuen Roman hat die Schlusskorrektur immer noch rund 15  Fehler zutage gefördert. Wie das Hirn funktioniert, ist schon schräg: einer meiner Fehler war "Canterbury", wo "Cadbury" korrekt ist.  MöglicheErklärung: Ich hatte zuvor etwas über die Canterbury Tales von Chaucer gelesen. BÄÄHM. Eine nette Tradition bei mir, wie es scheint: In einer Abschlussklausur schrieb ich Mahler statt Maler, weil ich morgens in der Zeitung den Bericht über ein Konzert gelesen hatte. Immerhin war das der einzige Fehler, aber die Tutorin lacht wohl heute noch über mich. Es ist wirklich, wirklich fast unmöglich, alles zu tilgen.

 

 

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