Kennen Sie Lovelybooks?
Lovelybooks.de ist ein deutsches, webbasierte Bücher-Netzwerk. Die Community für Bücherwürmer wird seit 2006 von aboutbooks GmbH betrieben, einer Tochter der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Auf Lovelybooks kann man als Autor oder Verlag seine bereits veröffentlichten (!) Bücher und E-Books einem breiten Publikum zugänglich machen, indem man sie verlost und/oder Leserunden organisiert. Vorteile der User/Leser: gute Gewinnchancen, interessante Vorstellungen, Plattform für die eigene Meinung.
Über Leserunden kann man sich streiten, besonders über ihren Sinn und Nutzen. Ich mag sie und werde vermutlich weiterhin bei jedem neuen Buch die Leser damit beglücken.
Meine Erfahrungen mit diesem Marketing-Instrument sind überwiegend positiv, mit geringen Abstrichen. Vielleicht kann der eine oder andere Autor ja davon profitieren ;-)
Ich mag an Lovelybooks, dass die Leser ehrlich sind und mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg halten.
Bei Lovelybooks findet man Vielleser, die sich häufig bestens auskennen. Oft wird man freundlich, aber gnadenlos auf die Fehler und Schwächen seines Werkes hingewiesen, aber genau das erwarte ich auch von einer Leserunde – wozu sonst sollte sie nützlich sein? Wer als Autor damit nicht klar kommt, sollte von Leserunden absehen.
Ich erwarte im Gegenzug, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt, wenn ich als Autor meine Intention darlege und nicht direkt an den PC renne, um mein Buch umzuschreiben. Es soll vorkommen, dass Autoren das große Ganze im Blick haben und sich was dabei gedacht haben, wenn Protagonist A in Kapitel 5 so komisch reagiert.
Ich erwarte weiterhin, dass man sich nicht auf dieses Parkett begibt, um den Autoren mal zu zeigen, wo der Hammer hängt, sondern auch Positives vermerkt: Etwa, wenn einem eine Szene gut gefallen hat, man vor Mitgefühl Tränen verdrückt hat oder man ein Kapitel zweimal gelesen hat, weil man die Stimmung darin so mochte.
Es geht um den Liebesroman „Zuckerfee 2.0“, ein Buch im Format 13,5 x 21,5 cm, 452 Seiten, Cover von Ria Raven. Das Buch hat ein professionelles Lektorat, ein ebensolches Korrektorat und einen ordentlichen Buchsatz erhalten. Erschienen ist es zum Preis von 14,99 € bei BoD (Taschenbuch) und Amazon (E-Book)). Meine Dezember-Leserunde zu diesem Buch finden Sie hier.
Die Bemühungen zur Bewerbung meiner Neuerscheinung im Zeitraffer:
Oktober/November: Autorenexemplare gedruckt, Buchkerzen und Magnete gemacht, Lesezeichen & Postkarten & ein paar durchdachte Extras organisiert, Präsenz bei Insta gezeigt.
Werbemaßnahmen außer der Leserunde: keine, abgesehen von der Bloggersuche und –findung (dazu wird es hier einen Extra-Beitrag geben, vermutlich ist er Anfang Februar online).
Besagtes Buch erschien planmäßig am 21.11.2020.
November/Dezember: Leserunde erstellt (20 Prints + Goodies). Gewinner ausgewählt, liebevoll Buchboxen gepackt, Pakete verschickt.
Nun gibt es ein paar Regeln, die ich selbstverständlich eingehalten habe.
Meine Erwartungen habe ich klar geschildert (Buch kostenlos erhalten, Buch lesen, an Leserunde teilnehmen, Buch rezensieren, Mindestanforderung: Bei Lovelybooks und Amazon, weiteres optional).
Lovelybooks schreibt in seinen Teilnahmebedingungen, dass an die Auswahl von Teilnehmern genau dies gebunden ist: die Teilnahme an der Leserunde und eine Rezension, mindestens auf Lovelybooks, gern auch woanders. Man darf das präzisieren: Ich schrieb in die Bewerbungsbotschaft meinen ausdrücklichen Wunsch, dass man doch bitte nur teilnehmen möge, sofern man ein gültiges Käuferkonto bei Amazon besitzt. Außerdem versuchte ich, das Alter der Teilnehmerinnen zu filtern: Leser unter Ende 20 können mit meinen Büchern normalerweise nichts anfangen.
Ferner versuchte ich mit einem Vorstellungstext, der selbst für meine Verhältnisse frech war, Leserinnen mit falschen Erwartungen von einer Bewerbung abzuhalten: Wer New Adult in der 1. Person Präsens bevorzugt, ist bei mir leider völlig falsch. Ich ging sogar soweit, klipp und klar zu sagen: wem multiperspektivischer Schreibstil mit harten Konflikten nicht passt, bitte draußen bleiben. Auch meine Erwartungen an die Leserunde formulierte ich recht genau: ich erwarte keineswegs die vollständige Sektion meines Buches, niemand muss ellenlange Literaturgutachten abgeben, und niemand muss seitenweise Diskussionen mitmachen, schon gar nicht zu festgelegten Zeitpunkten. Meine Erwartung: ab und zu mal eine Meinung äußern. Eingeteilt habe ich das Buch in fünf Abschnitte plus Meckerecke, also durchaus überschaubare Einheiten. Bei „Zuwiderhandlung“ drohte ich denn auch sogleich an, nach sechs Wochen mal nachzufragen. So gerüstet, ging es in die Bewerbungsphase, und siehe da: Der Zuspruch war fast viermal höher als bisher bei mir üblich, die Teilnehmer voll des Lobes wegen der klaren Worte, die Bewerber vielversprechend.
(Der Zulauf bei Leserunden hängt selbstverständlich von der Popularität des Autors, dem professionellen Auftritt zum Buch* und dem Genre ab. Machen Sie sich vorher schlau, damit Sie nicht enttäuscht werden.)
Die Begeisterung und die Bereitschaft waren groß: 144 Bewerber. Was glaubt ihr, wie groß meine Begeisterung war! Man kann Teilnehmer, die sich einer Teilnahme durch Unterlassen verweigern, übrigens an Lovelybooks melden. Habe ich bis jetzt nicht gemacht. Bin ich ein Denunziant oder was? Vielleicht sollte ich das nochmal überdenken.
Fazit nach der nunmehr beendeten Runde: Es lief wirklich super, und ich habe viele tolle Rückmeldungen bekommen (okay... jetzt die oben erwähnten Abstriche: 9 meiner Rezis bei Amazon resultieren aus dieser Leserunde. 3 hatten kein Amazon-Konto. Äh… war nicht gerade das eine der Teilnahmebedingungen? Fehlen noch acht, oder? Vielleicht kommen ja noch welche. Vielleicht hat amazon sie gefressen. Auf LB sind es mehr.)
Lief super, bis auf die drei Leutchen, die ihr Buchpaket via DHL-Paket in Empfang genommen haben (Sendungsverfolgung!! Niemals würde ich etwas nicht als Paket verschicken) und sich seitdem in Stillschweigen übten, Nachfragen gekonnt ignorierten, aber seither noch fleißig weitere Bücher bei anderen Runden gewonnen haben. Okay, bisschen Schwund ist immer.
Dennoch: klares Ja zu Lovelybooks, klares Ja zu Taschenbüchern statt E-Books (bitte. Wer will denn ein E-Book gewinnen und damit dann auch noch Mühe haben? Physische Werte zählen!), klares Ja zu wertvollem Feedback, und daher ein ganz dickes, fettes, von Herzen kommendes Danke an die Teilnehmerinnen, die sich richtig toll beteiligt haben!
Die drei Abgreiferinnen (Männer waren diesmal nicht dabei) mögen bitte glücklich werden mit ihrem Buchpaket. Ich werde es überleben, auch finanziell. Natürlich frage ich mich, was ich bei der Auswahl hätte besser machen können. Hätten drei andere von denen, die ich leichtfertig aussortiert habe, mir ein paar Kommentare mehr geschrieben? Eine Rezension vielleicht? Niemals werde ich es erfahren.
Lovelybooks-Leserunden wird es bei mir weiterhin geben. Es ist nahezu der einzige direkte Austausch mit Lesern, der momentan möglich ist, und eigentlich möchte man genau das als Autor, der nicht in einem Elfenbeinturm vor sich hin dichtet, sondern für echte Menschen schreibt: Dialog. Meinung. Rückmeldung.
Meine Tipps:
· Verlosen Sie keine E-Books. No risk, no fun. Investieren Sie in Autorenexemplare von Taschenbüchern. (Hardcover erwartet kein Mensch, sie sind daher immer ein besonderer Anreiz). Ja, das kostet Geld. Aber es gibt nichts Peinlicheres, als wenn man gerade eben so die Mindestanzahl an Bewerbern erreicht. Wenn Sie 15 E-Books verlosen und 18 Bewerber zusammengekratzt haben, wirft das ein seltsames Bild auf Ihr Buch. Es lassen sich Rückschlüsse aus dem Interesse an Leserunden auf das Interesse am Buch ziehen (etwas anders ist es bei Buchverlosungen: da ist das Interesse eh größer, weil man als Bewerber keine Arbeit, aber bestenfalls maximalen Fun hat).
Se Senken Sie notfalls die Anzahl der Bücher, aber beschränken Sie sich bitte, bitte nicht nur auf elektronische Ausgaben: die Anzahl Ihrer Bewerber steigt mit der Menge der verlosten physischen Exemplare.
Anzahl der Teilnehmer: 15 - 20 sind ideal, um den Austausch zu fördern. Unter zehn ist ein bisschen... hm... lächerlich. was, wenn nur drei wirklich mitmachen? Wollen Sie einen Monolog halten? Teilen Sie das Buch in sinnvolle Leseabschnitte ein: Sinnvoll ist z.B. eine Kapitelauswahl, die Beurteilung der Protagonisten, Fragen zu spezieller Thematik. Nicht sinnvoll ist die Einteilung in Seiten: Es gibt immer jemanden, der am E-Book mitliest. E-Book-Leser können mit Seitenzahlen nur wenig anfangen.
Von Vorteil kann es sein, sich Fragen abseits des Üblichen auszudenken. Übertreiben Sie es nicht mit der Wissbegierigkeit: niemand möchte sich von Ihrer Leserunde an eine Abi-Klausur erinnert fühlen.
· Machen Sie sich frühzeitig Gedanken über die Auswahl der Gewinner. Worauf legen Sie Wert? Achten Sie darauf, dass Ihre favorites Bücher Ihres Genres lesen.
Checken Sie die Profile Ihrer Bewerber. Wenn Sie einem Profil keine relevanten Informationen entnehmen können, sortieren Sie es aus. Ich schrecke nicht davor zurück, in dem Vorstellungstext ein paar klare Worte darauf zu verwenden, was mich bei der Auswahl meiner Gewinner eventuell erfreuen könnte.
Machen Sie nicht den Fehler, häufig die gleichen Leser für Ihre Leserunden auszuwählen. Wie sieht das denn aus, wenn ständig die gleichen Namen in Ihren Rezis auftauchen? Sie sind natürlich auf der sicheren Seite, wenn Sie mit Ihren Fans lesen, aber es ist ein bisschen öde, und bringt Ihnen das denn was, außer Bauchpinselei? Und hat es nicht ein "Geschmäckle?" Was, glauben Sie, "denkt" der Amazon-Algorhythmus darüber? Wenn Sie nicht ausreichend überzeugt von Ihrem Buch sind, machen Sie bitte keine öffentliche Leserunde. Sie möchten mehr Teilnehmer? Dann rühren Sie die Werbetrommel, vorzugsweise auf Instagram. Und auf Ihrer Homepage. Facebook geht auch, aber da bin ich jetzt nicht so firm drin.
Sie haben trotzdem nur wenige Interessenten? Dann stimmt etwas mit Ihrem Auftritt nicht, oder mit dem Ihres Buches: Genre? Cover? Beschreibung? Ist der Anreiz groß genug? Leserunden sind zwar "gratis", aber eigentlich bedeuten sie Mühe für den Leser. Wenn sich weniger als 30-40 die Mühe machen wollen, ändern Sie, was zu ändern ist, und starten Sie nochmal neu.
· Investieren Sie in den Versand. Wenn man ein (heutzutage nicht mehr foliertes) Buch in eine Büchersendung-Tüte knäult, die Adresse draufmalt und der Post anvertraut, sieht die Sendung bei der Ankunft anders aus als an dem Tag, an welchem sie von Ihnen in bester Absicht verschickt wurde. Außerdem dauern Büchersendungen zu lang. Und man kann sie nicht nachverfolgen.
Ich versende Bücher plus Goodies als DHL-Paket, Bücher "solo" als Maxibrief. Ja, das kostet: 2,75 bzw. 5 € vorneweg plus ordentliche Verpackung (bitte verschicken Sie nichts in gebrauchten Kartons. Wie sieht das denn aus, Sie Sparfuchs!). Bei mir ist ein sauber gedrucktes Etikett und ein „vor Nässe schützen“-Patch drauf. Mindestens. Ich tu alles dafür, dass mein Buch unzerknittert und trocken, pünktlich und schnell dort landet, wo es hin soll. Weil meine Leser mir das wert sind.
Ja, richtig gelesen: Somit hat so ein Buchverlosungs-Paket locker einen Wert von 20 Euro, eher mehr. Ich glaube nicht, dass das allen Teilnehmern wirklich klar ist.
Wenn Sie Leserinnen aus dem Ausland (es gibt sehr viele ÖsterreicherInnen bei Lovelybooks, warum auch nicht) ausschließen wollen, so dass Sie nicht plötzlich mit Briefporto von 8 Euro auf der Post in Ohnmacht fallen, sagen Sie das rechtzeitig. Jemanden hinterher ablehnen geht gar nicht, das ist schlechter Stil.
· Apropos wert: Nie käme ich auf die Idee, ein Buch zu verschicken und sonst nichts. Naked books? Nicht mit mir. Es sind immer ein paar Goodies dabei, und zwar nicht die Gummibärchen aus dem Supermarkt oder die Badekugeln vom Action. Ich möchte bitte einen Namen haben, aber nicht einen, vor dem Mrs. Geizhals steht. Ob die LeserInnen das erwarten? Nicht alle. Nicht zwingend. Aber dass man etwas hübsch verpackt und mit Liebe verschenkt, ist eigentlich Usus. Üben Sie meinetwegen schon mal für die Blogger. Und ein paar Punkte Vorsprung schaden nie. Geld kostet das Ganze doch sowieso. Und einen geldwerten Vorteil hat man davon nicht wirklich, da kann man auch gleich jemandem eine Freude machen. Es sollte dann aber auch „Freude“ sein: irgendwelchen Ramsch will und braucht niemand. Seien Sie großzügig. Spaß kostet. Marketing erst recht. Sie haben ein Budget. Nutzen Sie es sinnvoll. Auch, was die Goodies anbelangt, gilt: keine Klischees, please.
· Während der Leserunde: Sie bekommen allnächtlich eine Benachrichtigung über die Anzahl der Kommentare, die in den letzten 24 Stunden verfasst wurden. Sie müssen nicht zwanghaft sofort auf jeden Kommi reagieren. Nehmen Sie sich einmal am Tag eine halbe Stunde Zeit und beantworten dann alles freundlich. Gehen Sie auf Fragen ein.
· Werden Sie nicht zickig. Fühlen Sie sich nicht angegriffen. Begründen Sie gern, aber rechtfertigen Sie sich nicht: Sie haben sich vermutlich etwas dabei gedacht, Ihr Buch so zu schreiben, wie es jetzt ist. Vielleicht haben Sie es gegen den Rat Dritter (Lektoren, Testleser, Verlag…) so gemacht, wie es jetzt ist. Lernen Sie daraus, aber stehen Sie dazu!
Manche Leserundenteilnehmer verstehen sich als Korrekturleser: Nehmen Sie Hinweise auf Fehler dankbar, aber nicht demütig an. Sie müssen sich für ein paar durchgeflutschte Fehler nicht entschuldigen (es sei denn, Sie haben am Korrektorat gespart. Dann verdienen Sie es nicht besser. Sorry.), sollten sich aber Notizen für die Neuauflage machen. Ich bin froh über jeden einzelnen Fehler, den ich dank fremder Augen noch ausmerzen kann.
Auch wenn mir jeder entdeckte Fehler körperliche Schmerzen bereitet: Es sind nur wenige, und wahrscheinlich ist nicht meiner Korrektorin die Existenz dieser Rest-Fehler vorzuwerfen, sondern mir, weil ich beim Übertragen der Korrekturfahnen gepennt hab. Man darf Autoren belehren, und es gibt nichts Peinlicheres, als wenn man dem Autor anmerkt, dass er darüber angepisst ist. Ach doch, halt: Unangemessene Reaktion auf eine nicht den Erwartungen entsprechende Rezi ist noch peinlicher. Noch mal:
Rechtfertigen Sie sich nicht! Sie haben sich was dabei gedacht, als Sie Ihr Buch geschrieben haben. Die Leser müssen nicht jedes Detail kennen und auch nicht jeden Beweggrund.
Vorsicht mit Kritik! Wenn jemand dezidiert auf Fehler, Plotholes, falsche Recherche oder verknotete Sätze hinweist, seien Sie dankbar für die Anregung: vielleicht handelt es sich um einen Fachmann, der Ihnen wertvolle Hilfe leisten könnte. Vielleicht handelt es sich um einen Lektor, der ein Herz für Neuautoren hat. Vielleicht handelt es sich um einen Scout, und Ihr Buch wäre nicht das erste, dass via Lovelybooks-Leserunde gesichtet wird. Sie beißen sich in den Hintern, wenn Sie später feststellen - oh. Das war sie, die Chance.
Dazu gehört auch, nicht auf jeden Kommentar einzugehen. Aber zu einer Leserunde gehört Diskussion. Das beinhaltet, die Kommentare der anderen zu lesen und bestenfalls damit zu interagieren. Aber es nervt, wenn man bei jeder Randbemerkung zig drei-Wort-Dankessätze lesen muss.
RReagieren Sie auf Kritik bitte professionell. Es ist ein bisschen wie auf dem Schulhof: Wenn man sich ärgern lässt, summiert sich das.
· Gegenseitige Ehrlichkeit ist immer von Vorteil. Deswegen ist es nicht besonders schlau, als Autor zu oft die gleichen Teilnehmer zu bemühen (die man womöglich zuvor extra zur Teilnahme eingeladen hat). Wenn bei Band 1 bis 5 einer Reihe jeweils dieselben Leute das Buch besprechen (und über den grünen Klee loben, obwohl die „Neuen“ in der Runde dagegenhalten), könnte es sein, dass hier die Quote nicht stimmt. Die eingeschworenen „Fans“ bewerten dann natürlich mit voller Punktzahl. Fragen Sie sich: Wollen Sie Claqueure? Oder Menschen, die Ihnen unvoreingenommen sagen, was an Ihrem Buch toll ist – und was nicht? Es könnte Ihnen bei weiteren Romanvorhaben dienlich sein, und sei es nur, dass Sie jenen Fehler, von dem der Herr da gesprochen hat, beim nächsten Mal auslassen.
Wenn Sie schon Fans haben: Bieten Sie ihnen ein Vorab- oder Rezensionsexemplar an. Außerhalb der Leserunde. Warten Sie nicht, bis sie sich auf Ihre Leserunde bewerben. Leute, die Ihnen und Ihren Büchern zugetan sind, werden sich darüber freuen, und es kommt Ihnen auf zwei oder drei Autorenexemplare mehr ja wohl kaum an. Falls doch, läuft etwas anderes falsch, denn ohne Geld funktioniert das alles leider nicht so gut. Lassen Sie frische Augen mitlesen, die Sie noch nicht kennen. Das ist authentischer. Es schadet nichts, ein oder zwei Bekannte dabei zu haben: zusätzlich zu der gewählten Anzahl von Teilnehmern, nicht indem man einen der raren Teilnehmerplätze besetzt. Lovelybooks bietet jedermann die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Exemplar in die Leserunde einzuklinken.
· Sie werden die Erfahrung machen, dass manche Leser schwer zu motivieren sind. Es muss nicht jeder ständig mitmachen. Geben Sie möglichst wenig vor: Bestehen Sie nicht auf einem möglichst linearen Verlauf, gestehen Sie den Leuten ihr eigenes Tempo zu. Sie wissen nicht, wie es bei Ihren Lesern beruflich und familiär gerade läuft. Drängeln Sie nicht, drohen Sie nicht mit Repressalien – das bringt Ihnen im ungünstigsten Fall nur eine miese Rezi ein. Aber melden Sie die, die gegen die Spielregeln verstoßen, dem Portal: Lovelybooks hat kein Interesse daran, Spielverderber durchzuschleppen, denn das schmälert das Ansehen der Plattform.
Meiner Erfahrung nach gibt es in jeder Leserunde einen oder zwei, die auf die Regeln pfeifen und sich stillschweigend über ein neues Buch freuen.
Nehmen Sie es sportlich, und fragen Sie nach vier Wochen mal nach, ob die Leute Bock haben oder warum nicht. Keine Antwort? Melden. Ausweichende Antwort: zweite Chance geben, später melden. Im besten Falle habe die Gewinner einfach einen zu hohen SuB oder einfach keinen Durchblick mehr, wann sie wo mitlesen wollten.
Mitunter findet man sein Buch dann auf den Seiten der Gebrauchtbuchhändler. Bester Tipp: Signieren Sie das Buch mit einer hübschen, persönlichen Widmung. Medimops und Rebuy wollen a) keine Bücher von Print-on-demand-Distributoren, b) keine Bücher, in denen Seiten fehlen und c) nur sehr selten Bücher mit persönlichem Gekritzel in der Titelei.
· Leserunden sollen nicht nur den Autor in seiner Entwicklung fördern (die meisten verzichten sogar dankend auf diese Art Förderung), sondern vor allem: zu Rezensionen führen.
Rezensionen sind nicht gleich Rezensionen. Lovelybooks hat eine Art Leitfaden, wie man eine Rezi verfasst, und da sich unglaublich viele Leser gern an Leitfäden entlang zu hangeln scheinen, wirken die Rezis oft wie aus einem Guss.
Grauenhaft. Ich freue mich über jeden Leser, der den Mut hat, die Rezension so zu schreiben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Kein Mensch will die fünfzehnte Buchbeschreibung oder schon wieder diese Bemerkung über tropes, also angelesenen, niemals hinterfragten Schwachsinn von Möchtegern-Feuilletonisten, lesen!
Es kommt aber auch darauf an, wo diese Rezensionen auftauchen. Wenn ein Bewerber Ihnen verspricht, hier und dort und auf dem eigenen Blog zu rezensieren, machen Sie sich kundig. Ohne große Händler – Amazon, Thalia sind ganz vorn, der Rest ist egal – nützt Ihnen die schönste Rezi nichts.
Ein Wort zu Amazon: der Monopolist behält sich vor, Rezis von Bloggern und Leserunden-Begünstigten wieder zu löschen. Es muss also keine böse Absicht Ihres Teilnehmers sein. Weil die Rechnung „zehn verloste Bücher, zehn 5-Sterne-Rezensionen“ nur sehr selten aufgeht, hier der letzte Tipp:
· Bewahren Sie die Fassung.
Fünf Sterne sind fünf Sterne, aber vier Sterne sind immer noch sehr gut und zeigen, dass hier jemand in Sowohl-als-auch-Kategorien denken kann. Oft sind diese vier Sterne immer noch sehr viel wert. Sie sind auf jeden Fall mehr wert als die vielen High Fives von Ihren Freundinnen. Es gibt genug Leserinnen, die durchgängig sehr guten Bewertungen misstrauen. Ich zum Beispiel.
Bei drei Sternen können Sie davon ausgehen, dass dem Leser irgendetwas wirklich nicht gepasst hat: Achten Sie auf die Begründung. Drei Sterne sind immer noch Mittelwert und für Lovelybooks in Ordnung. Hinterfragen Sie Ihre Erwartungen: wenn Sie mit drei Sternen nicht leben können, vergessen Sie Leserunden lieber. Zumindest solche mit fremden Menschen. Der Vollständigkeit halber: Einen oder zwei Sterne vergibt auch bei Lovelybooks nur der, der rundherum unzufrieden war, aber oftmals enthalten gerade solche Bewertungen die wichtigsten Infos über die Schwächen eines Buches.
Bedenken Sie Genre und Alter der Teilnehmer und erwarten Sie keine Literaturprofis! Es gibt ganz viele Leser, denen lange Rezis nicht liegen. Akzeptieren Sie das und freuen Sie sich über die fünf Sätze inklusive Inhaltsangabe, aber seien Sie denen, die wirklich ausführlich rezensieren, umso dankbarer.
Und Achtung: Manchmal sind gute Rezis gar keine guten Rezis. Sie wollen keine Leser, die den Unterschied nicht erkennen, oder?
Natürlich mag jeder, der ein Buch schreibt, die Fünfer mehr als dröge Dreier. Aber hey: Bleiben Sie auf dem Teppich, und unterschätzen Sie niemals die Vorteile einer bunt gemischten Bewertungsriege. Erst die Vielfalt an Meinungen, sofern sie begründet sind, macht ein Buch interessant.
Ein Tipp noch für Teilnehmer: Achtet genau auf die Bewerbungsfrage und beantwortet sie so präzise wie möglich. Wer ein Buch (und mehr) verschenkt, möchte schon sehen, dass ihr euch zwei, drei Gedanken gemacht habt, denn was soll sonst in der Leserunde kommen?
Antwortet unbedingt mit mehr als einem Satz. Was soll ich mir unter einer Bewerberin vorstellen, die "Klingt toll, bin dabei!" oder "cooles Cover, freu mich schon!" als Bewerbungstext hinterlässt?
Drei-Wort-Bewerbungen scheiden gleich aus. Ich weiß nicht, warum sich das noch nicht herumgesprochen hat. Auch Leute, deren Profil von Lovelybooks mit einer Warnung versehen wurde (es geht da um die Zuverlässigkiet im Hinblick auf die Teilnahme-Richtlinien) kommen zumindest bei mir leider nicht in die engere Auswahl, genauso wie Profile, die privat sind.
Auch, wenn jemand diesen Monat schon zwölf Bücher gewonnen hat, kommt derjenige für mich nicht in Frage. Wann soll der denn noch ein dreizehntes lesen! Ich hätte die Rezi gern innerhalb des von mir genannten Zeitraums, nicht irgendwann nach den Sommerferien.
Wir Autoren möchten wissen, was ihr von uns und unserem Werk erwartet. Und wenn dort steht, was ihr nicht leiden könnt, ist das super! Ihr wollt doch nicht ernsthaft ein Buch lesen, das wirklich-wirklich-wirklich nichts für die Zielgruppe ist, für die ihr steht.
Man hat manchmal das Gefühl, es gibt Leute, die sich quasi blind auf alles bewerben, manchmal sogar mit fast identischen Worten. Nicht gut. Macht euch ein paar Gedanken darüber, was der Autor möchte. Wenn euch das Buch, um das es geht, egal ist, okay - aber wenn ihr es haben möchtet, tut bitte wenigstens so, als würdet ihr dem Autor ein bisschen das geben, was er will.
Es dürfte sich herumgesprochen haben, dass es bei LB kein geheimnisvolles Losverfahren gibt, sondern dass allein der Autor derjenige ist, der dafür sorgt, wer in der Endrunde landet. Ich sortiere mittendrin schon mal die "guten" Kandidaten aus und notiere sie mir. Das mache ich davon abhängig, inwiewiet der Bewerber auf die Frage und auf meinen stets recht langen Vorstellungstext eingeht. Bestenfalls finde ich noch eine Angabe darüber, ob derjenige sich meine Leseprobe zu Gemüte geführt hat. Am Ende gucke ich dann, wer übrig bleibt, und der Rest ist einfach Glückssache - für die Leser wie für mich.
Erfahrungsgemäß hat man zu Beginn der Bewerbungsphase einen Peak, dann flacht es für ein paar Tage ab, und am letzten Tag kommt dann noch mal ein Schwung an Bewerbern hinzu. Das liegt einfach an der Sichtbarkeit: man sucht nach "neu erstellt" oder "bald endend".
Ein Tipp noch am Rande: Kennzeichnet eure E-Book-Dateien. So vermeidet ihr im besten Fall die Weitergabe. Ich kennzeichne übrigens auch die gedruckten Bücher.
Meine erfolgreichste Leserunde war die für "BlueChristMess": 1456 Beiträge. Wie man das macht? Schreibt einfach ein Buch, das polarisiert und werft ein paar Fragen auf. Das Buch hat sich danach jedenfalls wahnsinnig gut verkauft.
Zur Frequenzsteigerung gibt es ein paar Tricks, zum Beispiel, eine Art Quiz zu veranstalten mit der Möglichkeit, Punkte zu sammeln. War mal eine Weile "in", jetzt nicht mehr.
Oder den, im Anschluss an die Leserunde (durchgeführt mit E-Books) einige gedruckte Exemplare zu versenden. Manche stellen auch nur ein (1) Exemplar zur Verfügung. Kann man machen. Ob man sollte...? Schreibt doch gleich obendrüber, dass euer Verlag zu knauserig ist. Respektive, dass ihr zu knickerig seid. Werbung kostet. Gute Leserunden sind Premium-Werbung!
Schlauer fände ich es, im Anschluss an die Leserunde, durchgeführt mit E-Books, an jeden, der rezensiert hat, ein Printexemplar zu verschicken. Erfahrungsgemäß melden sich dann nur die 4/5-Sterne-Rezensenten, die anderen wollen es gar nicht haben.
Okay… meine nächste Leserunde wird vermutlich im Herbst 2022 stattfinden, und ich werde mich wieder voller Inbrunst hineinstürzen. Bewerben Sie sich!
Für Ihre Leserunde auf Lovelybooks oder anderswo wünsche ich Ihnen viel Erfolg und ganz viel Spaß! Und schreiben Sie mir doch mal, wie es gelaufen ist :-) Oder noch besser: Laden Sie mich dazu ein! Keine Angst: Ich habe noch nie weniger als vier Sterne vergeben - weil ich sorgfältig auswähle, wofür ich mich bewerbe.
Fragen dazu? Schreibt mir einfach :-)
(Übrigens: Auch ich habe Lehrgeld bezahlt. Siehe anderer Blogbeitrag: "Lesenrunden am Rande des Nervenzusammenbruchs").
*professioneller Auftritt: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Buch ein Spitzencover, einen tollen Klappentext und eine ausführliche Beschreibung hat. Feilen Sie an Ihrer Autorenvita (vorher: Blogbeitrag lesen!). Vermeiden Sie Fehler in Ihrem Vorstellungstext. Die Leserinnen auf Lovelybooks sind erfahren. Glauben Sie, die möchten Ihr Buch lesen, wenn im Aufruf schon drei Flüchtigkeitsfehler sind? Wenn Sie dabei Hilfe brauchen: Fragen Sie mich. Kostet nix.
©megmcgary2021
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