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Über das Schreiben

Dieser Tage habe ich mich zum ersten Mal seit Mitte Februar wieder mit etwas beschäftigt, bei dem es nicht ums Crowdfunding ging. Zur Erinnerung: Ich habe mein Kinderbuch mit einem Crowdfunding finanziert, erfolgreich, aber das war sehr sehr sehr viel Arbeit. Harte Arbeit lohnt sich meistens. Wahrscheinlich müsste ich mich mit derselben Energie auf die Vermarktung von „Benni und Keks“ stürzen. Wenn ich nur ein Buch am Start hätte, würde ich das sicher auch machen. Aber:

 

Ich bin Autorin.

 

Ich möchte schreiben. Ich möchte das so sehr, dass ich dafür vieles andere vernachlässige. Ich weiß nicht, ob man sich als Leser vorstellen kann, wie das ist: Schreiben.

Nicht irgendwas schreiben, sondern so richtig, mit ganzer Kraft und ganzem Herzen.

 

Kann man sich das vorstellen? Wie das ist, wenn man Farben deutlicher sieht und von Hormonen überflutet wird:  Oxytocin ist todsicher dabei, Adrenalin auch. Wie das ist, wenn man seine Zeit am liebsten mit Leuten verbringt, die nur im eigenen Kopf existieren (und im Computer). Wenn man beinahe verliebt ist in die eigenen Sätze, von denen einige wirklich toll sind, und dieser Plot erst! Dieser Kerl! Und diese Protagonistin! Und wie verpeilt man durch die Welt läuft, in so intensiven Schreibphasen? Ich könnte jetzt erzählen, wie sich der Rest meines Tages gestaltet. inklusive vergesslicher Touren durchs Haus und einem unkonzentrierten Einkauf vor Pfingsten, der wahrscheinlich dazu führt, dass wir an beiden Tagen doch noch zu McDonald's fahren (okay, am Sonntag gehen wir brunchen, das hält eine Weile vor ;-))

 

Verliebt sein ist ein gutes Stichwort, denn so fühlt es sich an. Wach und fit und mit dem Gefühl, gleich etwas wahnsinnig Tolles zu erleben, so setze ich mich an meinen Schreibtisch. Andere brauchen für diesen Zustand eine Palette von Drogen!

 

Kennt ihr das, wenn man irgendetwas tun will und so heiß drauf ist, dass man fast platzt vor Vorfreude? Ich freue mich drauf, endlich weiterarbeiten zu können. Wie das ist wenn du niemandem mehr zuhören kannst, weil dein Kopf eigene Dinge macht und du unbedingt unbedingt unbedingt schreiben willst? Wenn du weinen musst, weil du dir vorstellst, wie die Szene sein muss und was du deinen Protagonisten antust, weil du sie durch Himmel und Hölle schickst?

 

Wenn du dir vornimmst, um DIESE BESTIMMTE Szene beim Lektor richtig zu kämpfen, aber du eigentlich schon weißt, dass der Lektor an dieser Szene nichts ändern wird.

 

Ich will an meinen Schreibtisch, wie andere zu einem Date wollen. Ich bin der beste Mensch, der ich sein kann, wenn ich schreibe. Ich bin entspannt, geduldig, glücklich und mit mir im Reinen. Und richtig begierig darauf, zu arbeiten. Alles, was man mit Leidenschaft tut, ist schön.

 

Ich bin im Flow. Mein Kopf schaltet ab und gleichzeitig auf Hochleistung. Ich mache zu; nichts lenkt mich ab, Geräusche von außen nehme ich nur am Rande wahr und ich tauche total ab. Ehrlich. Glaubt ihr nicht? Ist aber so. Schreiben ist für mich der perfekte Ausgleich, wie Tanzen, nur geistig.

Jetzt ist Schreibzeit, endlich! Ich habe danach gehungert, auch wenn das in manchen Ohren wahrscheinlich völlig durchgeknallt klingt und absolut schräg.

 

Im Moment passiert etwas Besonders: Du willst nichts anderes tun als das, weil es so groß ist und so ergreifend. Dann liest du es, und fängst an zu heulen, weil es (wirklich!) zehn Mal besser ist als alles, was du bisher gemacht hast. Das ist weder Selbstüberschätzung noch Angeberei, es ist einfach Stolz. Und Befriedigung, dass diese schwierige Sache gelungen ist, und die Gewissheit, dass es gut ist. Und weil du weißt, wie die Sache für deine Protagonisten ausgeht heulst du gleich noch eine Runde mehr.

 

So. Das wollte ich euch nur mal eben sagen. Entschuldigt mich bitte, ich muss los – schreiben!*

 

©MegMcGary Juni2022

 

*was ich schreibe? Der neue Roman (Liebe! Thrill! Portland! 360 Seiten) ist jetzt fertig, aber ich kann leider noch nichts darüber verraten. 

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