Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich dauernd gestrickt: Pullover, Mützen, Socken. Vor allem Socken. Als ich zum Stricken keine Lust mehr hatte, habe ich ein paar Jahre lang nur genäht: Hundesachen, Kindersachen, Kissen, Taschen (und was für welche).
Ähnliches gab es bei mir in vielen Disziplinen, wie Wellen, die mich eine Zeitlang trugen.
Dann, 2017, kam das mit dem Schreiben.
Seit ein paar Wochen stricke ich wieder.
Es gab einfach nirgends die Handschuhe, die ich haben wollte, also habe ich mir welche gestrickt. Mittlerweile habe ich drei Paar solcher Handschuhe.
Noch schreibe ich. Das heißt aber nicht, dass ich drei Jahren auch noch schreibe, vielleicht mach ich dann was ganz anderes – töpfern, tanzen oder tauchen, je nachdem, was mich gerade packt.
Momentan schreibe ich während des Strickens und stricke während des Schreibens. Wenn mir beim Schreiben gerade nach Überlegen ist, greife ich zum Strickzeug, weil mich das bloße Überlegen kribbelig macht. Handarbeit beruhigt meinen Geist und beschäftigt meine Finger. Und: Wenn ich stricke, esse ich nicht (beim Schreiben übrigens auch nicht). Wenn mir beim Stricken was Gutes einfällt, muss ich es direkt aufschreiben, und sich zu bewegen, hat beim Denken schon immer geholfen. Sogar, wenn sich nur die Hände bewegen.
Beim Stricken entsteht Masche für Masche etwas Neues, und am Ende hat man ein Produkt. Beim Schreiben ist das genauso: Wort für Wort entsteht ein Gebilde. Meistens ist recht rasch ein Fortschritt zu sehen. Manchmal taste ich mich behutsam voran – je nach Schwierigkeit des Vorhabens geht es nur langsam, Masche für Masche, Wort für Wort vorwärts.
Doch aus wenigen Runden, wenigen Sätzen wird immer mehr, eine Masse von Maschen und Wörtern, bis man am Ende ein fertiges Werkstück vor sich hat, ein Resultat.
Ich liebe dieses Vorantasten, dieses Puzzeln, die Kreativität der einzelnen Schritte. Ich liebe den Prozess, etwas zu erschaffen, das vorher nicht da war und das später (hoffentlich) jemandem gefällt: Vorhin waren das nur zwei Zentimeter undefinierbares Zeug, jetzt ist es ein halber Handschuh.
Beim Schreiben ist es ähnlich: Aus einem Satz werden zwei, dann fünf, dann fünfzig. Aus einer Seite werden zehn, hundert, dreihundert. Geil, oder? Ein Gewebe aus Worten. Und manchmal wird es ein Blogartikel :-)
©megmcgary 01/2023
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